Lebensnah
«Der Lockdown war wie eine Zwangsdepression»
Mirco Deflorin kämpft seit mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreich gegen Depressionen. Doch die Corona-Krise wird seiner Gesundheit gefährlich – er geht zurück in Therapie.
Müdigkeit, die ihn ans Bett fesselt. Erschöpfung, die alles einnimmt. Innere Leere, die ihn und all seinen Lebensmut verschluckt. Das Gefühl unterzugehen, zu versinken. Und Traurigkeit, «so als würde jeden Tag ein Verwandter sterben». So beschreibt Mirco Deflorin (44) seine Depression auf ihrem Höhepunkt.
Bis zu seinem 36. Lebensjahr war Deflorin schwer depressiv. Dann begab er sich in Therapie und ist seitdem auf dem Weg der Genesung. Er hat sich bewusst für das Leben entschieden, will alles geben. Und er schafft es, stabilisiert sich. Führt seither ein weitgehend normales Leben. Doch dann kommt der Corona-Lockdown.
Corona löst Strukturen auf
Mirco Deflorins jahrelang antrainierte Strukturen lösen sich auf. Keine Treffen mit Freunden, kein Sport, Selbstisolation, alleine sein, nicht das tun können, was er eigentlich will. «Der Lockdown war wie eine Zwangsdepression für alle», sagt er. Aber Deflorin weiss – besser als die meisten –, wie sich eine Depression anfühlt und wie man mit ihr umgeht.
Schon als 15-jähriger Bub hatte er erste Symptome. Erst mit 30 bekam der Churer die Diagnose Depression. Heute sagt er zu BLICK: «Ich konnte es meiner Mutter nicht antun, mich umzubringen. Wäre sie nicht, hätte ich das damals getan.»